Erzieherausbildung im Wandel

Die Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher verändert sich. Sie verändert sich auch entsprechend den neuen Herausforderungen für und Anforderungen an das pädagogische Fachpersonal in sozialpädagogischen Einrichtungen. In diesem Sinn gibt es den ersten bundesweit gültigen Lehrplan an den Fachschulen für Sozialwesen auch in Hessen. Der Lehrplan basiert auf einem kompetenzorientierten Qualifikationsprofil zur Gewährleistung der Entwicklung beruflicher Handlungskompetenzen und einer beruflichen Identität für diesen verantwortungsvollen Beruf. Besondere Bedeutung erlangen die sogenannten „Querschnittaufgaben“ Partizipation, Inklusion, Prävention, Sprachbildung, Wertevermittlung und die Medienkompetenz.

Die Beruflichen Schulen am Gradierwerk in Bad Nauheim bilden die zukünftigen Erzieherinnen und Erzieher bereits nach dem Neuen Lehrplan aus.

 

Studienorientierter Unterricht

Unterricht wird verstanden als ein produktiver Interaktionsprozess und ist studienorientiert gestaltet. Es gibt eine vorgegebene Tagesstruktur, die sowohl Fachunterricht beinhaltet in Form von einem „Input“ als auch Zeit für individualisiertes Lernen bietet. Auf der Basis von Bildungssituationen werden die Aufgabenfelder „Berufliche Identität und professionelle Perspektiven weiter entwickeln“, „Pädagogische Beziehungen gestalten und mit Gruppen pädagogisch arbeiten“, „Lebenswelten und Diversität wahrnehmen, verstehen und Inklusion fördern“, „Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur“, „Sozialpädagogische Bildungsarbeit in den Bildungsbereichen professionell gestalten“, Erziehungs- und Bildungspartnerschaften mit Eltern und Bezugspersonen gestalten sowie Übergänge unterstützen, „Institution und Team entwickeln sowie in Netzwerken kooperieren“ größtenteils selbstorganisiert erarbeitet und von den Fachkolleginnen begleitet.

 

Lehrende als Mentoren und Wegbegleiter

In dem Wort „Begleitung“ steckt bereits die veränderte Rolle der Lehrenden. Wir verstehen uns als Lernbegleiter und Mentoren. Die individuelle Entwicklung und Vorbereitung auf die Praxis stehen im Vordergrund.

Die Portfolio-Arbeit der Studierenden bekommt einen neuen Stellenwert auf dem Weg zum Finden der eigenen beruflichen Identität.

 

Teamstrukturen

Die persönliche Begleitung wird erleichtert durch die Teamstrukturen der ausbildenden Kolleginnen und Kollegen. Die Anzahl der Lehrenden in einer Klasse hat sich halbiert, da der sogenannte „Kernunterricht“ von einem Team von 3 Kolleginnen und Kollegen gestaltet ist. Nur die allgemeinbildenden Fächer (Deutsch, Englisch, Religion/Ethik und Mathematik gibt es noch!) werden im Moment noch von den Fachkolleginnen und –Kollegen übernommen.

 

Lernort Praxis

Der im Lehrplan verankerte „Lernort Praxis“ ermöglicht eine vertiefte Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern sozialpädagogischer Einrichtungen. Das freut uns sehr! Im Sinne der Kooperation und des Dialogs mit Praxis werden wir im neuen Schuljahr 2016/2017 einladen zur Information zu dem neuen Lehrplan und gemeinsamen Arbeit mit Praxis an der Umsetzung. Ziel ist der Aufbau eines Netzwerks von Einrichtungen, die Kooperationspartner der BSG sind und an der Gestaltung der Ausbildung mitarbeiten.

 

Einstieg in die Erzieherausbildung als Quereinsteiger/in

Der Quereinstieg in die Ausbildung zum/zur staatlich anerkannten Erzieher/in bleibt zukünftig möglich. Quereinsteiger müssen weiterhin über sozialpädagogische Erfahrungen verfügen als ein Kriterium für die Aufnahme in das Bewerbungsverfahren und die Zulassung zu der sogenannten Feststellungsprüfung. Bewerbungsschluss ist der 15. Februar eines jeden Kalenderjahres.

Interessenten sollten die Zeit aktiv sinnvoll nutzen.

 

Autorin: S. Jochmann

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