Aktuell war die jährliche Woche des individualisierten Lernens im aktuellen Coronakontext umzusetzen. „Kein Grund auf so etwas zu verzichten haben wir entschieden, ganz im Gegenteil“, sagt Jan Müller, der Teamsprecher der Handlungsfeldgruppe Unterrichtsentwicklung ist die Herausforderung mit Dynamik und Motivation angegangen. Unterschiedlichste Fortbildungsangebote wurden im angemessenen Rahmen durchgeführt. Erklärvideos, Lernpadlets, individuelle Lernarrangements und vieles mehr wurden produziert. Ein Highlight war das Coaching verschiedener A-Teams durch Prof. Peter Heiniger von der pädagogischen Hochschule in Thurgau in der Schweiz, der seit 6 Jahren regelmäßig mit der Bad Nauheimer Berufsschule zusammenarbeitet. Diesmal via Videokonferenz, was den Erfolg für die beteiligten Kolleginnen und Kollegen jedoch nicht minderte. Die Studienrätin Adela Yamini berichtet: „Ich bin begeistert von diesem Angebot an unserer Schule. Dies bietet ganz konkrete Hilfen für meinen Unterricht und eine Stärkung unserer Teamarbeit! Ich empfinde die Begleitung von Prof Heiniger als enorme Erleichterung für unsere Arbeit. Ich bin wahnsinnig begeistert und wir konnten so viel aus dem Coaching mitnehmen. Die wertschätzende Rückmeldung von Herrn Heiniger bestätigt stetig unsere wertvolle Arbeit, die wir tagtäglich in der Schule leisten. Die Ideen und Anregungen, welche er uns mit auf den Weg gibt, sind nicht nur reine Theorie aus wissenschaftlicher Sicht sondern Handwerkszeug, das wir gut in die Praxis umsetzen können."
Die zielgerichtete Entwicklung der größten selbständigen beruflichen Schule in Oberhessen ist eine spannende und nachhaltige Aufgabe. „Diese Herausforderung macht Freude und Sinn. Bereits 2017 wurde unserer Schule die QEE/Q2E-Reife durch ein externes Metaevaluationsteam unter der Leitung der Wirtschaftspädagogin Prof. Dr. Annikka Zurwehme bescheinigt. Dieses Level in ihrem Qualitätsmanagement haben nur gut 100 Schulen im deutschsprachigen Raum. Auf diesen Erfolg ausruhen? Nein, es geht immer weiter. Planen-Umsetzen-Prüfen-Handeln, dieses Prozessdenken im Qualitätsmanagement ist der entscheidende Erfolgsfaktor. Dies funktioniert allerdings nur bei entsprechender Nachhaltigkeit!“ sagt die stellvertretende Schulleiterin Anne Hartmann.
November 2020
Die Welt verändert sich, die Schüler verändern sich – dann muss sich auch die Schule verändern. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin war der Pädagogische Tag der BSG am 23. Juni 2016, an dem sich mehr als 100 Kolleginnen und Kollegen der BSG Bad Nauheim einen ganzen Tag intensiv mit dem Individualisierten Lernen beschäftigten.
Die Grundideen skizzierte Prof. Peter Heiniger von der Pädagogischen Hochschule Thurgau (Schweiz), einer der führenden Didaktikexperten, sehr anschaulich in seinem Einführungsvortrag. Eine veränderte Schul- und Lernkultur soll unterschiedlichen Voraussetzungen der Schüler mehr gerecht werden, sie stärker in den Lernprozess einbeziehen und so letztlich zu Experten ihres eigenen Lernens machen. Die Hauptaufgabe der Lehrpersonen sei es, den Erfolg zu ermöglichen.
„Wir wollen uns auf diesen Weg machen“, bekräftigte Schulleiter Andreas Stolz. Gemeinsam mit dem Schulleitungsteam stellte er die eigene Vision und die Unterstützungsangebote für diesen mehrjährigen Prozess vor, darunter Fortbildungen und Koordinierungsstunden. Zudem stehen in den nächsten Jahren an der BSG größere Umbauten an, bei denen auch ein Selbstlernzentrum für Schüler entstehen wird.
Im angeregten Austausch des Kollegiums kamen Hoffnungen, aber auch Bedenken zum Ausdruck. Fachteams erarbeiteten am Nachmittag erste Ergebnisse für neue Unterrichtskonzepte, die in den nächsten Monaten weiter entwickelt werden. Eine anonymisierte Befragung der Lehrkräfte ergab ein überwiegend positives Feedback und den Wunsch, das Thema auf dem nächsten Pädagogischen Tag zu vertiefen.
Daran anschließend fand am 04.10.2016 eine weitere Veranstaltung mit Prof. Heiniger statt, in denen sich Teams, die sich auf den Weg gemacht hatten, tiefergehende Informationen erhielten und an neuen Ideen und Erkenntnissen arbeiten konnten.
Am Donnerstag, den 02.02.2017, fand ein weiterer Termin mit Prof. Heiniger für die Teams statt, in denen an bereits erarbeiteten Konzepten und Ideen gefeilt und tieferes Wissen erworben und angewendet wird.
Auch neue Teams haben sich inzwischen auf den Weg gemacht und am 23.03.2017 einen weiteren Fortbildungstermin mit Prof. Heiniger wahrgenommen. Diese erhielten Anregungen und Umsetzungsideen, die im Sinne des individualisierten Lernens im Unterricht Anwendung finden können. Im Anschluss daran gab es Zeit, in den Teams gemeinsam zu arbeiten. Prof. Heiniger übernahm hierbei das Coaching.
Am 21.08.2017 folgte ein pädagogischer Tag zum Thema Professionsverständnis.
Ein weiterer Tag mit Prof. Heiniger für bestehende Teams mit einem fachlichen Input fand am 13.11.2017 statt.
Am 07. Februar 2018 gab es einen weiteren pädagogischen Tag zum Thema.
11 EK (Einzelhandel, 2. Ausbildungsjahr), Frau Steinbrecher
Das individualisierte Lernen wurde in dieser Klasse in Form einer Lerntheke mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen und unterschiedlichen Lernsituationen zur Auswahl innerhalb der Stufen mit bereitgestellten Hilfsschritten und Lösungen durchgeführt, die sich die Lernenden nach ihrem individuellen Bedarf selbständig heranziehen konnten. Zum Teil diente die Lerntheke als Wiederholung und zur Aneignung neuer Inhalte. Grundlage war u. a. ein individuelles Kompetenzraster für die selbständige Auswahl der Aufgaben. Ein Laufzettel gab den Lernenden Struktur und eine Übersicht zum Lernstand.
Meinungen zur Lerntheke:
Individualisiertes Lernen als Basis der Ausbildung zum/zur staatlich anerkannten Erzieher/in
Die Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin/zum staatlich anerkannten Erzieher verändert sich entsprechend den Anforderungen und Herausforderungen an den Beruf. Das bedeutet ganz aktuell: Unterricht wird verstanden als ein produktiver Interaktionsprozess und ist studienorientiert gestaltet.
Es gibt eine vorgegebene Tagesstruktur, die sowohl Fachunterricht beinhaltet in Form von einem „Input“ als auch Zeit für individualisiertes Lernen bietet. Dazu gehört auch das Lernen im Team.
Auf der Basis von eigens von den Fachkolleginnen und –Kollegen der BSG erarbeiteten Bildungssituationen werden die Aufgabenfelder „Berufliche Identität und professionelle Perspektiven weiter entwickeln“, „Pädagogische Beziehungen gestalten und mit Gruppen pädagogisch arbeiten“, „Lebenswelten und Diversität wahrnehmen, verstehen und Inklusion fördern“, „Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur“, „Sozialpädagogische Bildungsarbeit in den Bildungsbereichen professionell gestalten“, Erziehungs- und Bildungspartnerschaften mit Eltern und Bezugspersonen gestalten sowie Übergänge unterstützen, „Institution und Team entwickeln sowie in Netzwerken kooperieren“ größtenteils selbstorganisiert erarbeitet und von den Fachkolleginnen begleitet.
Lehrende in der Mentorenrolle
Die Lehrenden verstehen sich als Mentoren und Wegbegleiter. Die individuelle Entwicklung und Vorbereitung auf die Praxis stehen im Vordergrund.
Die Portfolio-Arbeit der Studierenden bekommt einen neuen Stellenwert auf dem Weg zum Finden der eigenen beruflichen Identität.
Teamstrukturen
Die persönliche Begleitung wird erleichtert durch die Teamstrukturen der ausbildenden Kolleginnen und Kollegen. Die Anzahl der Lehrenden in einer Klasse hat sich halbiert, da der sogenannte „Kernunterricht“ von einem Team von 3 Kolleginnen und Kollegen gestaltet ist. Nur die allgemeinbildenden Fächer (Deutsch, Englisch, Religion/Ethik und Mathematik gibt es noch!) werden von Fachkolleginnen und -kollegen unterrichtet. Das muss perspektivisch nicht so bleiben.
Meinungen von Studierenden im Rahmen des ersten Team-Feedback:
Mir gefällt gut:
Verbessern würde ich:
Ansprechpartner sind: Petra Schlosser, Brigitte Hofmann, Melanie Kamm, Claudia Ziegle-Süßel, Birgit Roiderer, Ismail Yilmaz, Marianne Heggen, Rupert Reiter, Lisa Schuld, Christina Diehl, Evarossa Horz