„Es ist doch kein schönes Leben, wenn man alles nur vorgeschrieben kriegt.“ So fasst Lavinia Cullmann ihre Kritik an der Lage der afghanischen Frauen unter dem Talibanregime zusammen. Gemeinsam mit ihren Mitschülerinnen Aysan Göksen und Afsana Musawi aus der 11 BFW steht sie an einer informativ gestalteten Lernstation, die sie gemeinsam für ihre Mitschüler aufgebaut haben und an welcher sie Afghanistan und Deutschland in Hinblick auf Frauenrechte vergleichen. Sie haben auf der Straße Interviews geführt, kennen sich mit dem Thema aus und geben beredt Auskunft: „In Afghanistan werden Frauen geschlagen oder sogar getötet, wenn sie nicht tun, was der Ehemann verlangt. Aber auch in Deutschland gibt es viel häusliche Gewalt.“ Dazu kämen der Gender-Pay-Gap und eine starke Sexualisierung von Frauen. „Frauen werden nicht neutral beachtet. Als Frau kann man nicht einmal jemanden aus Freundlichkeit anlächeln. Das finde ich sehr schade.“
Es ist der Montag nach dem Tag der Menschenrechte, einem internationalen Gedenktag anlässlich der Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen vom 10.12.1948. An den BSG Bad Nauheim ist dies eine der jährlichen Schwerpunktveranstaltungen. Statt Berufsschulunterricht gibt es heute für die meisten Klassen einen der etwa 50 Workshops, überwiegend von Schülern für Schüler, teils auch mit externen Referenten wie dem Team Respekt und dem Requisit-Theater. Auch der World-University-Service ist eingebunden. Der vermittelt ausländische Studenten, die aus ihren Heimatländern berichten. Das Rahmenprogramm besteht aus einem von den Ernährungsklassen fair und nachhaltig gestalteten Frühstück mit Grußworten Drosia Tanriverdis vom Organisatorenteam, der stellvertretenden Schulsprecherin Nicole Milione und des Schulleiters Andreas Stolz. Wünsche, eine friedlichere Welt betreffend, werden in großer Zahl an einen Olivenbaum in der Cafeteria gehängt, auf dem Schulhof eine menschliche Friedenstaube gestellt.
„Man sieht direkt, wie viel Engagement die Schüler hier reingesteckt haben“, kommentiert Elias Hill aus der Fachoberschule die von einer Klasse der Bürokaufleute erstellte Ausstellung über Fachkräftemangel, Migration und Integration im Filmsaal. Gemeinsam mit seiner Freundin Lara lässt er das überwältigende Informationsangebot auf sich wirken. Ralf Grapmayer, Teamsprecher des zwölfköpfigen Organisatorenteams, hat ebenfalls viel Engagement in diesen Tag gesteckt. Er freut sich besonders, dass so viele Veranstaltungen von Schülern getragen werden und möchte in Zukunft nach Möglichkeit alle Schülerinnen und Schüler aktiv in den Tag der Menschenrechte einbeziehen. „Bei den Menschenrechten geht es um ein gutes Zusammenleben, das ist so wichtig wie der Fachunterricht“, beschreibt er selbstbewusst seine persönliche Motivation. Erstrebt ist, die Schule weiter zu einem positiv besetzten, ganzheitlichen Lernort zu machen. Dazu stellt der Tag der Menschenrechte einen wichtigen Beitrag dar.