Interkulturelle Woche(n) im Wetteraukreis - Am 2. Oktober 2014 ging ich zusammen mit einer Gruppe von Schülerinnen und unserem Lehrer Herrn Coßmann nach Bad Nauheim ins Kabarett "Burka & Bikini" von Kerim Pamuk im Theater alte Feuerwache (TAF) im Badehaus 2. Der Abend begann um 19 Uhr mit der Vorstellung der Veranstalter, dem Ausländerbeirat und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK).
Dann betrat Kerim Pamuk die Bühne. Er begann sein Kabarett mit einer Begrüßung in der Du-Form. Anschließend erklärte er, dass er - wie alle Türken - immer jeden duzte. Wenn jemand damit ein Problem habe, solle er/sie sofort aufstehen und den Saal verlassen! Das Publikum begann das erste Mal zu lachen.
Auch ich habe sehr gelacht. Wie Kerim Pamuk das Duzen rüberbrachte war lustig, das hat mich auf den Abend eingestimmt.
Anschließend stellte er sich als Hamburger vor, bei dem sich türkische und deutschen Angewohnheiten im Laufe der Zeit vermischt haben. Als Beispiel erzählte er, wie er in Hamburg früher auf seinem Balkon auf und ab lief, sein Auto unten auf der Straße immer im Blick hatte und, sobald sich jemand seinem Auto auch nur näherte, laut rief: "Das wird teuä !!!" Schallendes Gelächter im Saal.
Seine Imitation eines spießigen, typisch deutschen Hamburgers war sehr gelungen, auch ich musste herzlich lachen.
Als weitere Angewohnheit der Deutschen stellte er das Fotografieren und Posten von Speisen vor. Es wunderte ihn, dass die Deutschen ihr Essen lieber posten anstatt es warm zu verzehren.
Als türkische Sitte nannte er das Posten von Lebensweisheiten, wie z. B. Hab' lieber ein' Feind als lauter falsche Freunde! - Whow!
Als er dann noch die Statusmitteilung Endlich Feierabend, Yippie !!!" zitierte und erwähnte, dass das "18 Leuten gefällt, krümmten sich viele vor Lachen.
Auch ich kenne solche Nachrichten von meinen FreundInnen und halte sie wie Kerim Pamuk oft für banal und unsinnig. Deshalb amüsierten mich seine Beispiele sehr.
Nach diesen Gags erstellte er für Facebook lustige Profile von Allah und von Gott und erklärte den Lebenslauf von Mohammed, dem muslimischen Glaubensgründer. Beispiel Profil Gott: "Hobbys: Über's Wasser laufen."
Herr Pamuk sprach über Salafisten, aus seiner Sicht die "ABC-Schützen des Korans", und deutsche Ordnungsbeamte, beide seien pingelig und nähmen die Gesetze und Regeln zu wörtlich.
Anschließend fragte er sich, warum die großen Religionen die Vorteile von Facebook nicht zum Missionieren nutzen. Facebook sei doch eine ungefährliche Alternative für Nonnen, die z. B. im Jemen in ihrer Nonnentracht den christlichen Glauben verbreiten möchten. Aus Sicht von Kerim Pamuk ist das sehr, sehr mutig. Er würde sich höchstens trauen, an einem ostdeutschen FKK-Strand für die Burka zu werben.
Er beklagte sich sehr über die vielen selbst ernannten "Religionsexperten", die sich heutzutage in allen möglichen Talkshows breit machen und die den Religionen i. d. R. andichten, was sie in ihnen finden wollen.
Die Witze über die Nonnen und das Bewerben von Burkas am FKK-Strand fand ich persönlich nicht so gut. Ich fand es eher peinlich, wie er über die schrumpelige, fette Haut der Ossis sprach.
Im zweiten Teil des Abends ging es um das Thema Smartphones. Er erklärte sein Problem mit dem iPhone 4 und dessen sehr schlechtem Empfang so: "Ich bin sehr zufrieden mit diesem Gerät, aber telefonieren kann ich damit nicht".
Er erzählte, dass Steve Jobs, der mittlerweile verstorbene Gründer von Apple, zu den Empfangsproblemen seiner damaligen Neuentwicklung lediglich äußerte, dass die Benutzer wohl zu dämlich seien, sein Wunderwerk der Technik richtig zu benutzen. Es ging kein Aufschrei der Empörung durch die Gemeinde der Apple-Jünger, alle versuchten das Unmögliche: trotzdem mit dem iPhone 4 zu telefonieren.
Wie das aussah, machte er uns auf der Bühne vor. Das Publikum bog sich mit, aber vor Lachen. All' seine Verrenkungskünste führten natürlich nicht zum besseren Empfang, aber er stellte fest: "Meine Beweglichkeit im Oberkörper hat sich dadurch erheblich verbessert."
Es war wirklich zu komisch, wie Kerim Pamuk den Empfang suchte und einfach nicht fand. Seine Art, wie er den Apple-Chef zitierte und dessen Reaktion schilderte, trieb mir Tränen in die Augen.
Kerim Pamuk empfahl noch eine Methode, wie man seine Wut gegen unliebsame Mitmenschen mithilfe des Smartphones abbauen kann: "Wenn man wütend eine SMS schreibt und seine Tippfehler nicht verbessert, sondern einfach darauf los schreibt, kann der Empfänger unmöglich erraten, was gemeint ist." Denn es kommt nur noch ein Buchstabensalat dabei raus!
Beim Fehler tippen fühlte ich mich ertappt. Ich weiß nicht, wie oft ich mich bei einer SMS vertippe, weil die Buchstaben auf dem Display einfach viel zu klein dargestellt werden. Als er dem Publikum seine großen Hände entgegenstreckte, verstand ich ihn sehr gut. Ich habe schon mit meinen verhältnismäßig zierlichen Händen ein Problem, wie muss es ihm dann erst ergehen!
Sein nächstes Thema war die Kindererziehung. Er beschrieb, wie Nerven aufreibend es ist, Kindern gegenüber ein Verbot durchzusetzen und ihren Warum-Fragen standzuhalten.
Außerdem schilderte er, was ihm als Vater beim Kinderturnen angetan worden war. Er klagte über den "kommunikativen Kreis", in dem die Kinder zusammen mit ihren Eltern das Abschlusslied singen mussten. Die Kinder hätten sich am liebsten schon vorher umgezogen.
Vor einigen Jahren hatte Kerim Pamuk es nicht für möglich gehalten, dass er jemals eine Abneigung gegen eine geometrische Form entwickeln würde. Beim Kreis ist das den ErzieherInnen seiner Kinder aber gelungen!
Das konnte ich echt gut nachvollziehen! Ich weiß noch genau, wie furchtbar ich das Singen am Turnanfang und -ende fand. Auch das Kreisbilden habe ich als eine unsinnige Last empfunden, bei mir waren das meistens Stuhlkreise in der Schule. Seine Darstellung auf der Bühne dazu war sehr treffend!
Seine letzte Einlage betraf die Stillmamis, wie er sie nannte. Er beschrieb sehr erheitert, wie Stillmamis es schaffen, ein ganzes Cafe mit ihren Kinderwagen abzuriegeln, wie einen Hochsicherheitstrakt.
Er malte sich aus, dass bereits zwei Mütter mit Kinderwagen ausreichen müssten, um in einem Fussballstation die gegnerischen Fans voneinander zu trennen. Ein teurer Polizeieinsatz wäre dann völlig überflüssig.
Er beschrieb auch, wie unerwünscht er sich vorkommt, wenn die Mütter ihre Brust auspacken, um ihr Kind im Cafe zu stillen. Es komme ihm so vor, als wenn die Mütter immer von einem zum nächsten Cafe ziehen würden, denn überall trifft er auf stillende Mütter mit ihren Kinderwagen.
Fazit: Alles in allem fand ich die Veranstaltung sehr gelungen und vor allem humorvoll. Kerim Pamuk hat mit seiner Art Komik die Themen der zwei großen Weltreligionen und deren Nationen auf den Punkt gebracht. Bis auf das Thema mit dem Missionieren um die Burka fand ich, dass er die beiden Kulturen respektvoll, aber dennoch etwas provozierend veranschaulicht hat. Ich habe an diesem Abend sehr viel gelacht.
Hanna Weidenhammer
Oktober 2014