Im Erdgeschoss war direkt neben dem Zoll zum ersten Mal der Justizvollzug vertreten. Während ersterer der Schülerschaft bereits als attraktiver Arbeitgeber bekannt ist, wissen die meisten zunächst erst einmal wenig über die JVA: „Viele verwechseln uns zunächst mit der Polizei“, berichtet Herr Stamm am Stand. Ist das geklärt und das Interesse geweckt, kommen oft Fragen über Aufgaben und Alltag im Gefängnis. Z.B.: Ist das gefährlich? Haben Frauen das nötige Durchsetzungsvermögen für den Umgang mit Straftätern? „Selbstbewusstsein und Standhaftigkeit sind tatsächlich sehr wichtig im Justizvollzug. Gleichzeitig muss man aber auch empathisch sein und deeskalieren können. Psychologie ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Ausbildung. Im Übrigen gelten ähnliche Eignungskriterien wie im Polizeidienst.“, klärt Frau Kaya auf. „Unser Beruf ist sehr abwechslungsreich, wir gehen gerne und motiviert zur Arbeit“, wirbt sie mit ihrer Kollegin Frau Gülenc für den Beruf des Beamten im Justizvollzug.
Für die Schülerinnen und Schüler aus dem sozialpädagogischen Bereich und den Studierenden der Erzieherausbildung gab es ein ganzes Stockwerk, auf dem knapp 40 Träger und Einrichtungen aus dem Einzugsgebiet der BSG zu finden waren. Zahlreiche Lernende nutzten die Gelegenheit, inhaltliche Fragen zu Konzepten, Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen zu stellen oder direkt Hospitationen und Praktika zu vereinbaren. Frau Kaiser von der Teilhabe Wetterau fand das für beide Seiten praktisch und hatte an ihrem Stand deutlich sichtbar Formulare für Initiativbewerbungen ausgelegt. Die Nachfrage war groß: „Die Schülerinnen und Schüler sind sehr interessiert, freundlich und offen. Mir macht die Veranstaltung großen Spaß.“ Frau Ulrich, Leiterin der Kita Sterntaler in Gedern, nahm Bezug zur Möglichkeit der Fachkräftegewinnung. „Zur AMBOSS zu gehen, lohnt sich für uns sehr. Wir haben mit den Schülern und Studierenden intensive Gespräche geführt und haben konkrete Anfragen und Bewerbungen erhalten.“ Herr Becker von den Schottener Sozialen Diensten betonte ebenfalls das Interesse des Publikums. „Es ist eine gute Mischung. Manche suchen gezielt nach Möglichkeiten nach der Ausbildung, manche zeigen Interesse an einem dualen Studiengang und andere erkundigen sich nach einem FSJ, wenn der Berufswunsch noch nicht so klar ist. Auffällig in diesem Jahr war auch das Interesse der Fachoberschüler aus dem Fachbereich Gesundheit.“
Ein weiterer großer Schwerpunkt der BSG sind die kaufmännischen Ausbildungsberufe. Daher fanden sich zahlreiche Angebote für künftige Kaufleute für Büromanagement, Informatik und weitere Ausrichtungen ein. Originalton Holger Henning von der Debeka: "Die Atmosphäre während der Messe ist super entspannt und freundlich".
Zum ersten Mal mit auf der Ausbildungsmesse vertreten war die OVAG AG, was den Mitorganisator Clemens Wind besonders freute. "Die OVAG bildet nicht nur Industriekaufleute aus, die bei uns in der BSG unterrichtet werden, sondern bietet auch Ausbildungen in verschiedenen technischen Berufe an, für die sich junge Menschen begeistern können". Ganz initiativ hatte sich das Softwareunternehmen Arineo mit Hauptsitz in Niedersachsen für die Ausbildungsmesse angemeldet. Sie bildet in Butzbach aus, was den regionalen Bezug stärkt. Für die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten in der Kreisverwaltung und den Kommunen standen Ausbilder und Ausbilderinnen der Stadt Butzbach, der Stadt Bad Vilbel sowie des Wetteraukreises interessierten Schülerinnen und Schülern zur Verfügung. "Wir machen die Ausbildungsmesse jetzt schon einige Jahre und ich finde das toll, dass Firmen wie die Eurobaustoff, der Wetteraukreis, aber auch die AOK und Volunta Freiwilligendienste von Anfang an mit dabei waren und es noch sind", sagt Clemens Wind, der als Ansprechpartner für Betriebe fungierte. Sehr zu seinem Bedauern fanden sich keine Einzel- und Großhandelsunternehmen, die an der diesjährigen Ausbildungsmesse teilnehmen wollten. Dafür konnte er mit Katja Weigand eine Unternehmerin aus Bad Nauheim gewinnen, die mit ihrem Konzept "Dein Job am Berg" bei den jungen Menschen überzeugen konnte.
Außerdem war der Gesundheitsbereich mit Kliniken, der Ärzte- und der Zahnärztekammer sowie verschiedenen Gesundheitseinrichtungen vertreten und zeigte entsprechende Berufsperspektiven auf.
Ebenfalls stark nachgefragt wurden die 20 unterschiedlichen Vorträge, in denen so heterogene Arbeitgeber wie die Johann-Peter-Schäfer-Schule Friedberg, die THM, die Polizei und das KfH Nierenzentrum über die jeweiligen Berufsfelder informierten. „Ich bin beeindruckt von der Veranstaltung. Erst wollte ich zur Polizei, aber jetzt ist mir klar geworden, dass der Zoll auch interessant ist. Ist doch toll, oder?“, berichtet Fachoberschüler Dejan Filip. Auch Rama Almasri aus der FO Gesundheit hat eine wichtige Entscheidung getroffen: „Ich habe festgestellt, dass Medizinisches Management an der THM Gießen das richtige Studium für mich ist.“
Aleksandra Nieroba verweist auf das vielfältige Studienangebot in der Region. So würden neben klassischen Vollzeitstudiengängen vermehrt duale Studiengänge wie das Studium+ an der THM Wetzlar angeboten, über die man sich ebenfalls informieren konnte.
Über 2000 BSG-Schüler erkundeten die Marktplätze und nahmen an Fachvorträgen teil. Um das Angebot optimal zu nutzen, wurden auch die Schüler der benachbarten Ernst-Ludwig-Schule und der Solgrabenschule zur AMBOSS eingeladen. „Wir freuen uns über das große Interesse unserer Ausbildungspartner“, sagt Anne Vogel vom AMBOSS-Organisationsteam, die gemeinsam mit Axel Püschel, Clemens Wind und Aleksandra Nieroba die Veranstaltung auf die Beine gestellt hat.
Kulinarisch wurde den Ausstellern ein reichhaltiges Kuchenbuffet geboten, welches von der Ernährungsklasse der Berufsfachschule (10BFE) unter der Leitung von Frau Humann-Benedix und Frau Tanriverdi zubereitet wurde. Es war für die Schüler die erste große Herausforderung nach drei Monaten an der BSG, die sie erfolgreich gemeistert haben. Es gab viel Lob von den Konsumenten für die Klasse.
„Generell hat sich die Gestaltung der beruflichen Zukunft für junge Menschen immens verändert“, beobachtet die Organisatorin Anne Vogel. „Die Träger investieren mittlerweile viel Zeit und Geld in die Messevorbereitung. Sie machen auf sich aufmerksam durch werbewirksame Imagefilme, Mitmachaktionen, Giveaways und digitale Bewerbungsmöglichkeiten vor Ort. Ebenso werden Anreize in Form von Fortbildungs-/und Karrieremöglichkeiten, Geld- und Sachleistungen in Aussicht gestellt. Aus meiner Erfahrung heraus ist dennoch die beste Strategie der Fachkräftegewinnung, gute Rahmenbedingungen für Ausbildungen zu schaffen, in die Qualifizierung von Praxisausbildern zu investieren und die Praktikanten wertschätzend zu begleiten. Wenn sich die Auszubildenden in den Einrichtungen gut unterstützt fühlen und sich einbringen können, bleiben sie in der Regel auch dort.“