Am 06. Oktober öffneten die Tore zur 12. AMBOSS-Messe an den Beruflichen Schulen am Gradierwerk. AMBOSS steht für Ausbildungsmesse, Berufliche Orientierung, Studium und Sozialwesen. Über 60 Kooperationspartner strömten dieses Jahr ins Gebäude und nutzten die Chance, sich den Lernenden aus den Fachbereichen Wirtschaft und Verwaltung, Informationstechnologie, Gesundheit und Sozialwesen als Ausbildungsbetriebe oder Arbeitgeber zu präsentieren. Zudem stellten die THM Wetzlar, THM Gießen, die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Hochschule accadis aus Bad Homburg ihre Studien- und Weiterbildungsangebote vor. Volunta informierte über Bundesfreiwilligendienste.
Die über 2000 Schüler:innen und Studierenden erkundeten klassenweise oder selbstorganisiert mit persönlichen Fragen und konkreten schulischen Arbeitsaufträgen die Marktplätze und nahmen an Fachvorträgen teil. „Wir freuen uns über das große Interesse unserer Ausbildungspartner und haben auch die Chance zum gegenseitigen Austausch und weiteren Kooperationsideen genutzt“, sagte Anne Vogel vom AMBOSS-Organisationsteam, die gemeinsam mit Axel Püschel, Clemens Wind und Aleksandra Nieroba die Veranstaltung auf die Beine gestellt hat. Tatkräftig unterstützt wurden sie von der Klassenstufe 13 der Fachschule für Sozialwesen. Die angehenden Erzieher:innen haben die Ausstellungsräume gemeinsam mit dem Hausmeister Martin Kralik vorbereitet und die Gäste als Tourguides zu ihren Ständen gelotst. Auch das Engagement des Teams der Berufsfachschule für Ernährung, die in diesem Jahr wieder ein gesundes und vielfältiges Buffet für die Austeller zubereitet hatte, erhielt große Anerkennung. „Die Schüler:innen haben heute erfahren, was es heißt, unter Zeitdruck in der Gastronomie zu arbeiten und haben diese Herausforderung mit hoher Motivation und großem Einsatz bewältigt“, berichtete die Lehrkraft Drosia Tanriverdi.
Ein großer Schwerpunkt der BSG sind kaufmännische Ausbildungsberufe. Daher fanden sich zahlreiche Angebote für künftige Kaufleute für Büromanagement, Einzelhandel, Groß- und Außenhandel oder Informatik, für Bankkaufleute, Verwaltungsfachangestellte und Steuerfachangestellte ein. „Das Publikumsinteresse ist groß und die Gespräche sind zielführend“, lobte Georg Wetz vom Wetteraukreis die Veranstaltung. „In diesem Jahr war der Gesundheitsbereich stärker vertreten als in den Jahren zuvor“, gibt Axel Püschel bekannt. „So haben auch verschiedene Gesundheitseinrichtungen, Kliniken, die Ärztekammer und die Zahnärztekammer Gesundheitsberufe vorgestellt und Berufsperspektiven aufgezeigt.“
Anne Hofmann von der Lebenshilfe Wetterau sagte: „AMBOSS ist für uns sehr lohnenswert, da wir hier direkt mit Interessierten aus unseren Geschäftsgebieten zusammenkommen.“ Auch die Schüler: innen und Studierende waren begeistert. „Viele der Einrichtungen kannte ich gar nicht“, erwähnte eine Studierende der Fachschule für Sozialwesen. „Ich bin vollends begeistert und habe direkt ein Vorstellungsgespräch für meine Anerkennungszeit als Erzieherin vereinbart. Ohne AMBOSS wäre ich nicht darauf gekommen, mich dort zu bewerben.“ Eine andere sagte: „Ich habe mir den interessanten Vortrag von den katholischen Kitas Oberhessen angehört und erfahren, dass ich mich dort auch als Muslima bewerben kann. Das war mir vorher gar nicht klar.“ Sozialpädagogische Angebote waren aufgrund des hohen Fachkräftebedarfs besonders stark vertreten. Eine ganze Etage war reserviert für über 40 Träger, die die Vielfalt ihrer Arbeitsfelder in unterschiedlichster Form präsentierten und sich als interessante Arbeitgeber empfehlen wollten. „Generell habe sich die Gestaltung der beruflichen Zukunft für Menschen in sozialen Berufen immens verändert“, gewährte Anne Vogel einen Einblick in ihre Arbeit. „Früher gab es meist nur Teilzeitstellen und Jugendliche mussten sich um Ausbildungs- und Arbeitsstellen bemühen. Heute sieht es anders aus. Das wird auch auf der AMBOSS sichtbar. Die Träger investieren mittlerweile viel Zeit und Geld in die Messevorbereitung, Fachkräfteakquise und stehen miteinander im Wettbewerb. Die Messestände werden professioneller. Die Arbeitgeber machen auf sich aufmerksam durch werbewirksame Imagefilme, Mitmachaktionen, Giveaways, digitale Bewerbungsmöglichkeiten vor Ort und stellen für die Mitarbeiter:innenbindung Anreize in Form von Fortbildungs-/und Karrieremöglichkeiten, Geld und Sachleistungen in Aussicht. Aus meiner Erfahrung heraus ist dennoch die beste Strategie der Fachkräftegewinnung, gute Rahmenbedingungen für Ausbildungen zu schaffen, in die Qualifizierung von Praxisausbilder:innen zu investieren und die Praktikant:innen in den fachpraktischen Ausbildungsphasen engmaschig und wertschätzend zu begleiten. Wenn die Azubis sich in den Einrichtungen wohlfühlen und sich einbringen können, bleiben sie in der Regel dort.“ Axel Püschel fügte hinzu, dass die BSG den hohen Fachkräftebedarf in der Region sehr ernst nimmt und stetig neue Wege der Schüler:innengewinnung einschlägt. „Neben verschiedenen Social-Media-Kampagnen, die vor allem junge Menschen ansprechen, haben wir erstmalig auch die zukünftigen Schulabgänger:innen der benachbarten Ernst-Ludwig-Schule, Solgrabenschule und St. Lioba-Schule zur AMBOSS eingeladen.“ Neu an den BSG ist zudem, dass ab dem Schuljahr 2023/2024 drei Modelle der Erzieher:innenausbildung angeboten werden: das bisherige schulische Vollzeitmodell, die paxisintegrierte vergütete Ausbildung (PivA) und ab dem kommenden Schuljahr auch eine Teilzeitausbildung. „Damit erhoffen wir uns, verschiedene Altersgruppen mit unterschiedlichen Bedarfen anzusprechen. Auch haben Fachkräfte mit ausländischen Abschlüssen Möglichkeiten der beruflichen Anerkennung, die individuell vom Staatlichen Schulamt in Darmstadt geprüft werden“, ergänzte Anne Vogel.
Aleksandra Nieroba verwies auf das vielfältige Studienangebot in der Region. „Neben klassischen Vollzeitstudiengängen werden vermehrt duale Studiengänge und Fernstudiengänge angeboten. Letztere kommen vor allem den Berufstätigen zugute, die berufsbegleitend und in zeitlich überschaubarem Rahmen einen qualifizierten akademischen Abschluss erlangen möchten.“
Neu an den BSG ist ebenfalls, dass bereits die Sozialassistent:innen ausbildungsbegleitend eine fachgebundene Hochschulzugangsberechtigung erlangen können. Voraussetzung ist die Belegung zusätzlicher Mathematikstunden und eine anschließende erfolgreiche Prüfung.
„Insgesamt ist die AMBOSS-Messe eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten und erfreut sich stetig wachsender Nachfrage. Leider konnten wir in diesem Jahr nicht allen Interessenten aufgrund von Baumaßnahmen einen Ausstellungsplatz zur Verfügung stellen. Das dürfte sich im nächsten Jahr entspannen“, räumte Clemens Wind ein.
Die nächste Gelegenheit, sich über die Bildungs- und Ausbildungsangebote der BSG zu informieren, gibt es am Samstag, 02.12.2023 von 09:30 – 13:30 Uhr. Zu diesem Beratungstag sind Schulabgänger: innen, Eltern und sonstige Interessierte eingeladen.