Grundlage vieler wissenschaftlicher Aussagen zu diesem Thema sind die Untersuchungen zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF). In diesen Untersuchungen werden Menschen ohne Migrationshintergrund befragt:
Zusammen mit seinen StudentInnen hat Prof. Dr. U. Wagner eigene Untersuchungen zu Formen subtiler Diskriminierung gemacht:
Untersuchung: Studentinnen melden sich als Interessentinnen für Mitfahrgelegenheiten bei studentischen Mitfahr-Zentralen.
Ergebnis: Die Studentin mit dem türkischen Namen wird weniger häufig mitgenommen als die Studentin mit dem typisch deutschen Namen.
Es gibt offizielle Statistiken zur fremdenfeindlichen Gewalt:
Für das Jahr 2013 werden offiziell insgesamt 443 Körperverletzungen aufgrund von Fremdenfeindlichkeit gezählt, also Gewalt gegen Menschen, die - in den Augen der Täter - anders aussehen als Menschen in Deutschland aussehen müssten.
Manche Strukturen in Deutschland tragen dazu bei, dass Menschen mit Migrationshintergrund schlechter an gesellschaftlichen Ressourcen beteiligt werden als solche ohne Migrationshintergrund, zwei Bespiele: Schulbildung/Arbeitslosigkeit
Schulbildung: In der Grundschule haben 31,4 % aller SchülerInnen einen Migrationshintergrund, in der Hauptschule steigt der Anteil auf 42,9 % und im Gymnasium sinkt der Anteil auf 22,5 %. Dies liegt sicherlich nicht daran, dass LehrerInnen so vorurteilshaft sind, diese Verteilung liegt am System. Bis die Eltern von MigrantInnen unser Schulsystem begriffen haben, sind die Kinder in der Sonderschule.
Arbeitslosigkeit: Die Arbeitslosigkeit von Personen mit Migrations-hintergrund ist über die Jahre hinweg doppelt so hoch wie die von Personen ohne Migrationshintergrund. Dies liegt nicht an einzelnen bösen Menschen, das hat etwas mit unseren gesellschaftlichen Strukturen zu tun, die es Menschen mit Migrationshintergrund schwer(er) machen, einen Arbeitsplatz zu finden. So wird Ungleichbehandlung produziert.
Erfahrungsgemäß wird die eigene Gruppe systematisch bevorzugt: ca. 60 – 70 % des Betrages erhält die eigene Gruppe.
Schlussfolgerungen: Dieses Experiment zeigt deutlich, dass die Unterscheidung zwischen selbst/fremd keinen automatischen/natürlichen Ursprung hat (z. B. Hautfarbe etc.), sondern gemacht ist, völlig künstlich sein kann: eigene und fremde Gruppenzugehörigkeit sind von außen offenbar sehr schnell herstellbar.
Fragestellung: Wer definiert selbst/fremd in unserer Gesellschaft? Wer sind die Versuchsleiter, die solche Unterscheidungen herstellen?
Politik und Medien bestimmen unsere Kultur, der öffentliche Diskurs bestimmt, wer als fremd und wer als nicht fremd angesehen wird. Das Wissen über fremd/nicht fremd ist sozial konstruiert.
Beispiele: Sinti und Roma heutzutage und die Stigmatisierung der Schwarzen im Zuge der Kolonialisierung Afrikas (geschichtliche Komponente)
Wichtige Grundlage aller weiteren Überlegungen: Zum Fremden wird man gemacht, man ist es nicht psychologisch unabänderbar.